Die Arbeitswelt steht Kopf – selten zuvor war es so schwer die richtigen Talente für sein Unternehmen zu begeistern und zu halten. In Konzernen und führenden Mittelstandsunternehmen, dringend benötigte Digital Natives oder sog. Millenials sind kaum zu halten – 63% wollen innerhalb der nächsten 2 Jahre ihren Job wechseln. Der Karriereweg ist aber nicht abgeschafft, die Digitalisierung hat nur völlig neue Wege für diese eröffnet. Das Ziel der Leistungsträger von morgen ist die Selbsterfüllung bzw. die Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit. Sie wollen möglichst ortsungebunden sein und die Freiheit genießen, die ihnen heutige Technologien ermöglichen. Die Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1995, ist globaler, selbstbestimmter und multilokaler als jede Generation vor ihnen. Für etablierte Unternehmen, die mit einem Karriereweg für junge Talente punkten wollen und gleichzeitig den notwendigen „natürlichen“ Wissens- bzw. Erfahrungsvorsprung im Umgang mit digitalen Medien, Geschäftsmodellen und den damit verbunden Chancen für ihr Unternehmen nutzen wollen kommen, gehen einher mit großen Herausforderungen in der Unternehmenskultur und der Gestaltung des Arbeitsplatzes einher.

Sie suchen Entwicklungsmöglichkeiten und wollen Führungsverantwortung übernehmen, verlangen nach Flexibilität und sinnvollen Tätigkeiten – ein Unternehmen das ihre Loyalität gewinnen will darf sein Handeln nicht nur auf Gewinn ausrichten, bescheibt das “Deloitte Millennial Survey 2016”.

Der Einzelunternehmer (heute „Solopreneur“), sowie kleine und mittlere Unternehmen sind nicht mehr angewiesen auf eine feste Büroinfrastruktur, wie wir sie aus hierarchisch organisierten Unternehmen kennen – dank digitaler Kommunikations- und Speichermedien, haben sie für geringes Geld ihr gesamtes Büro in einem Tablet, Laptop oder Mobiltelefon immer dabei. Die Eintrittsbarriere in die Selbstständigkeit ist somit so niedrig wie noch nie und so ist es auch nicht verwunderlich, dass besonders starke Trends hin zum sogenannten „Digital Nomaden“ gibt. Dem „Mitarbeiter“ der sein Leben ortsunabhängig oder multilokal verbringt.

Wer jetzt an Teleworking und Mobile Geräte aus der Arbeit denkt, die man vielleicht einen Tag pro Woche mit nach Hause nimmt – der irrt. Digital Nomaden verbringen oft mehrere Monate oder gar Jahre an unterschiedlichen Orten der Welt – meist an dort, wo die Kaufkraft geringer ist und man sich mit einem europäischen Gehalt ein sehr schönes Leben ermöglichen kann. Ich bin selbst in mehreren Startups investiert, wo Schlüsselarbeitskräfte dezentral über den Globus verstreut arbeiten. Nach meiner anfänglichen Skepsis muss ich allerdings gestehen, dass die Performance der Teams sehr gut ist und man viel von ihnen lernen kann.

Beliebte Ziele sind etwa, Bali, Thailand oder Indien, wo es mittlerweile recht gute Netzwerke und Infrastruktur für „Monatsmieten von Apartments und Hotels“ gibt. 2017 hat Thailand sogar ein spezielles Visum für Digital Nomaden eingeführt – da sie realisiert haben das eine große Zahl an „Touristen“ eigentlich illegal in ihrem Land arbeitet.

Wenn man sich Digital Nomaden „in freier Wildnis“ ansehen möchte, empfehle ich einen Kaffee im Wiener „Coco Quadrat“, Berliner „St. Oberholz“ oder auch etwas gehobener im Commonground (gegenüber) zu nehmen. In Österreich entstehen nach dem Vorbild von WeWork oder der Factory in Berlin – gleich 3 große Co-Working Spaces oder Hubs: Factory300 – in industriellem Linzer Stil der „Tabakfabrik“, WeXelerate – mit Glanz und Glamour des Luxushotels Sofitel und als Wiener Niederlassung des größten europäischen Netzwerks von Co-Working Spaces der „Talent Garden“. An allen Standorten werden zukünftig Startups und etablierte Unternehmen aus aller Welt in ungezwungener, offener Atmosphäre zusammenarbeiten bzw. tun dies bereits Schrittweise. Für Konzerne sind diese Hubs wichtig um aus dem Alltag und der steifen Organisationsstruktur auszubrechen und natürlich um attraktiver für Millenials zu sein und natürlich auch um in Kontakt mit der schnellen Startup Szene kommen.

Letztlich muss das Ziel die Etablierung einer exponentiellen Organisationsstruktur, die Förderung interdisziplinärer Teams mit flachen (am besten keinen) Hierarchien mittelfristig auch im Unternehmensalltag – nicht nur im geschützten Bereich eines „Innovation Spaces“ zu ermöglichen.