Ein Massensterben der Innovationstreiber Österreichs, der Startups, ist nicht im Interesse der Politik und dringend notwendige Maßnahmen für diesen Sektor wurden letzte Woche vorgestellt. Wir wissen ja, dass das Sentiment der Investoren im Moment einem Abwärtstrend unterliegt und das Startups dringend Kapital benötigen, um zumindest stabilisiert durch die Krise zu kommen.

Letzte Woche wurde Österreichs Rettungsschirm für Startups vorgestellt. Die Politik holte bereits vor ein paar Wochen Konzepte diverser Interssensvertretungen (AAIA, AVCO, WKÖ) und des Think Tanks Austrianstartups ein. Ich habe hier natürlich gerne tatkräftig mitgearbeitet. Der Corona Hilfsfonds (eine Art Zuschuss der AWS für Investmentrunden) und der Corona Venture Fonds, dessen Management nun ausgeschrieben wird, bilden den Kern des Pakets. Was muss der Fonds können, um volle Wirkung zu entfalten?

Corona Venture Fonds – „Austrian Runway Fund“

Im Zuge der Sondierung geeigneter Lösungen wurde der in Großbritannien geforderte „Runway Fund“ unseren politischen Entscheidungsträgern – als best-practice – vorgeschlagen. Das britische Vorbild basiert auf einer Forderung der gewichtigen Londoner Ökosystem Vertreter, wartet aber bis heute auf seine Umsetzung. Der „Austrian Runway Fund“ (wie ich „unseren“ Corona Venture Fund jetzt nenne), ist in der Idee und in Anlehnung an diesen Ansatz vollkommen richtig. Ich frage mich aber, ob man das „britische Modell“ bei uns eins zu eins abbildbar ist?

Im britischen Modell ist vorgesehen, dass „Convertible Debt“, also Wandeldarlehen oder Wandelanleihen, gewerblich investiert wird. In unseren Breitengraden ist hier ein juristischer Seiltanz oder gar Kampf vorprogrammiert, da man hier leicht ins Bankwesengesetz (BWG) rutscht und somit der Fondsmanager eine Banklizenz bräuchte – was wohl nicht im Sinne der Erfinder ist. Venture Capital Fonds sind strickt Eigenkapital Investments bzw. Instrumente vorbehalten!

Der angedachte Venture Fonds soll in atemberaubender Geschwindigkeit (angestrebt werden nur wenige Wochen) von privaten Investoren befüllt werden. Diese Investoren erhalten als Anreiz eine bis zu 50%ige Garantie der Republik für ihr Kapital. Während mir führende Marktteilnehmer letzte Woche mitteilten, dass es für sie schwierig werden würde, das Kapital in der nötigen Zeit aufzustellen – sie sind wohl in stärker betroffenen Investoren-Zielgruppen unterwegs – trudelten bei uns erste Anfragen nach einem Investment in einen solchen Fonds ein. Investoren kamen (pro-aktiv) auf uns zu. Wir mögen uns für das Management des Fonds bewerben, so der einheitliche Tenor – was uns natürlich ehrt. Wir hatten es aber auch vor, das sei hier ganz offen gesagt.

Wir nehmen uns dieser Aufgabe mit bedacht an und haben bereits mit den Vorbereitungen begonnen, soweit es möglich ist. Wie der Fonds letztlich ausgeschrieben wird, das werden wir erst nächste Woche erfahren. Wir rechnen jedenfalls mit Anpassungen zu dem kolportierten britischen Modell, bedingt durch vorgegebene Rechtsnormen. Die Ziele des Fonds sind jedoch klar:

1.) Es soll in jene Startups investiert werden, die bereits vor der Krise eine Runde am Weg hatten,
2.) mit dem Ziel schnell zu agieren und
3.) in Form von dringend benötigtem Eigenkapital.

Gemeinsam mit meinen Experten bei Venionaire Capital habe ich ein Konzept ausgegraben, welches in Landes- und Beteiligungsverwaltungen der Bundesländer altbekannt und bewährt ist. Es handelt sich um einen „Equity Mezzanin“ Ansatz, welcher es uns erlauben würde im Eilverfahren – in enger Zusammenarbeit mit großen Partnern – eine Vielzahl von Investments nach einem Standardverfahren zu evaluieren und zu standardisierten Bedingungen zu investieren. Binnen wenigen Wochen könnten wir so 50 bis 100 Investments in Form von Eigenkapital machen und würden Investoren und Steuerzahlern eine gute Ertragschance im Fonds gewähren. Das Risiko, dass die staatliche Haftung schlagend wird, kann einerseits durch die breite Streuung, aber auch durch die Wahl dieses Instruments stark reduziert werden. Startups würden darüber hinaus über ihre Hausbank zusätzlich Zugang zu den staatlich garantierten Finanzierungen erhalten, da das zusätzliche Eigenkapital beim Erreichen der URG Kriterien sofort helfen wird. Das Investment des Fonds wäre damit sofort ein vielfaches Wert. Der Fonds selbst könnte in unserem Ansatz im übrigen auch binnen einer Woche aufgesetzt werden und bei der FMA zur Registierung gebracht werden.

Startups würden durch unseren Lösungsansatz ihre wertvollen Talente an Board halten, Technologien, Produkte, Services weiterentwickeln und letztlich an einem soliden Weg aus der Krise arbeiten, können.

Schulterschluss der Community erforderlich

Wir sind uns bewusst, dass es für dieses Instrument einen Schulterschluss der heimischen Startup-Szene brauchen wird. Keine leichte Übung, ob der verschiedenen Machtgefüge und Interessenlagen. Ich bin dafür, jetzt zusammen zu arbeiten und an einem Strang zu zeihen. Wir wollen möglichst viele Stakeholder, aus allen wesentlichen Hubs in Österreich – von Tirol bis Wien – an Board haben. Das Angebot zur Kooperation ist draußen und wir haben bereits viele positive Rückmeldungen erhalten. Wir sind zuversichtlich eingestellt, dass dieser Schulterschluss gelingen kann. In unserem Ansatz wollen wir jedenfalls einer breiten Gruppe von Marktteilnehmern ein Stück weit Kontrolle und Einsicht gewähren, da alle die Gewissheit haben müssen das Gelder fair, gerecht und auch nachhaltig investiert werden. Wir sind nicht die größten, auch nicht die stärksten und mit Sicherheit nicht die lautesten Marktteilnehmer, aber wir stehen für Fairness, Offenheit und Transparenz bei Venionaire.

Die ersten Rettungspakete halfen nur beschränkt – das Angebot des Corona Rettungsschirms bzw. des „Austrian Runway Funds“ ist eine riesen Chance dem Ökosystem den bitter notwendigen Rückhalt zu geben. URG Kriterien standen mangels ausreichend starker Eigenkapitalquoten als häufigster Ausschlussgrund in der Kritik. Ein schnelles und wirksames Eigenkapital-Instrument kann unglaublich positive Wirkung entfalten.

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