Der Journalistenpreis für Private Equity 2018 wurde letzte Woche vergeben und das Event als Plattform genutzt um die Stimme einer unterschätzen Asset-Klasse (Private Equity) zu erheben. Der Preis wurde von einem der größten Private Equity Dachfonds RWB ins Lebengerufen um jene Journalisten zu würdigen die über das vermeintliche Nischenthema auf hohem Niveau schreiben. Obwohl unregulierte Eigenkapital Investments durch Business Angels geradezu im Trend liegen wird in Österreich bisweilen kaum über die regulierte Private Equity Industrie geschrieben. Der Preis soll Journalisten motivieren dieses Thema verstärkt aufzugreifen und eine bisweilen stark unterschätzte Asset-Klasse für sich zu entdecken. Die AVCO – Österreichs unabhängige Interessenvertretung der Private Equity und Venture Capital Industrie mit Sitz im Haus der Industrie, welcher ich seit November 2017 als Vorstand ehrenamtlich diene, unterstützt diese Initiative selbstredend sehr aktiv.
Die Sieger des Journalistenpreises
Der erste Platz des Private-Equity-Journalistenpreis 2017 ging an den freien Finanzjournalisten Michael Kordovsky. Auf Platz 2 und 3 folgen Dr. Christine Kary von der Tageszeitung „Die Presse“ und Mag. Angela Heissenberger, Redakteurin beim Wirtschaftsmagazin „Report Plus“.
Die mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde im Jahr 2013 vom Private-Equity-Spezialisten RWB Austria ins Leben gerufen. Die feierliche Verleihung der Private-Equity-Journalistenpreise 2017 fand am 2. Mai 2018 im Palais Daun-Kinsky in Wien statt. Über die Zuerkennung der Preise entschied eine unabhängige Jury aus Medien- und Finanzjournalisten.
Sieger des Private-Equity-Journalistenpreises 2017 ist der freie Journalist Michael Kordovsky (geboren am 9. Dezember 1974 in Braunau am Inn). Kordovsky hatte sich sehr intensiv mit der Anlageklasse beschäftigt und insgesamt fünf Beiträge eingereicht. Für seine Leistung erhielt Kordovsky 3.000 Euro sowie eine wertvolle Trophäe aus der Tiroler Glaswerkstatt Kisslinger in Rattenberg.
In seiner Dankesrede hob Kordovsky die hohen Renditechancen von außerbörslichen Beteiligungen hervor und betonte ihre hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. „Private Equity ist eine unterschätzte Anlageklasse, die Geduld erfordert aber hohe Renditen bietet“, sagte Kordovsky. „Private Equity ist volkswirtschaftlich wertvoll, macht die Wirtschaft in unseren Breiten wettbewerbsfähiger und verhindert dadurch die Abwanderung von Industriebetrieben.“ Kordovsky ging weiters mit dem AIFM-Gesetz scharf ins Gericht, das seit dem Jahr 2014 Investitionen von Kleinanlegern praktisch unmöglich macht – dieses Geld fehlt natürlich in weiterer Folge den mittelständischen Betrieben. Er appellierte an die anwesenden Vertreter der Politik, das Gesetz zu reparieren.
Private Equity und Venture Capital sollte nicht nur für Super-Reiche offen sein
Horst Güdel, Vorstand der RWB stellte fest, dass es einst über 300 Partner waren die seine Produkte alleine in Österreich vertrieben „..heute sind es nur noch etwa 100“ und das liege nicht am Produkt sondern am Gesetzgeber. Die Umsetzung der AIFM-D (der EU Richtlinie die entsprechende Fonds reguliert) wurde in Österreich im Vergleich zu Deutschland sehr streng umgesetzt. „Kleine“ Investoren (sog. Retail Investoren) können Private-Equity Fonds in Österreich nicht zeichnen – das schadet in letzter Konsequenz dem Mittelstand, da Dachfonds wie RWB sehr hohe Mengen an Eigenkapital in viele kleinere, spezialisierte Fonds investieren. Paradoxerweise können „kleine“ investoren über online Plattformen hoch-riskante CFDs handeln, kleine Summen im Crowdinvesting (in Unternehmen und Immobilienprojekte) investieren – wo es jeweils deutlich höhere Verlustrisiken gebe. Die Private Equity Industrie und streng regulierte Manager seien hier zu unrecht benachteiligt.
In der Tat fällt es Fonds in Österreich sehr schwer Kapital für entsprechende Private Equity Fonds bzw. Venture Capital Fonds einzusammeln. Förderungen intensivieren aktuell sogar eher unregulierte Investoren (Business Angels) – die sicherlich auch einen wertvollen Beitrag leisten, professionelle Anschlussfinanzierungen durch Venture Capital Fonds weniger zu fördern entbehrt allerdings jeglicher Logik. Es ist unverständlich warum man Private Equity Fonds nur Super-Reichen anbieten dürfe. Rudolf Kinsky, Präsident der AVCO – selbst Partner der Deutschen Private Equity (DPE) und von APEX Ventures – erklärte auf dem Event das „Private Equity (insb. Dachfonds) und Venture Capital Fonds werden zu unrecht in einen Topf mit Hedgefonds geworfen. Das Ausfallsrisiko sei – etwa bei 1,4% wie Michael Kordovsky ausführte – viel geringer als der Gesetzgeber meine. Das Resultat: Die Anlageklasse wird in Österreich weitgehend gemieden von institutionellen Investoren wie Pensionskassen. Die Zahl der qualifizierten Privatinvestoren ist aber gleichzeitig sehr limitiert – somit ist man auf ausländische Geldgeber angewiesen, die das Geld auch im Ausland investiert sehen wollen“. Österreichs Mittelstandsunternehmen und Top Startups werden im Zweifel ins Ausland „verkauft“, weil sie hierzulande nicht das notwendige Eigenkapital-Investment erhalten. In Frankreich sieht die Welt anders aus – man hat die Volkswirtschaftliche Bedeutung der Assetklasse verstanden und hat erfolgreich Anreize für Investments von Pensionskassen in diesem Segment geschaffen.
Die aktuelle Bundesregierung will den Kapitalmarkt stärken
Ich durfte im Anschluss an einem hochkarätigen Podium mit Rudolf Kinsky (AVCO Präsident), den Vertretern der Regierungsparteien Mag. Andreas Hanger (ÖVP) und Mag. Reinhard Pisec, MA (FPÖ), sowie Horst Güdel (RWB Vorstand) diskutieren. Die politischen Vertreter zeigten weitgehend Verständnis dafür das es De-Regulierung (insb. Abbau von sogenanntem „Gold Plating“) brauche. Im Regierungsprogramm habe man dem Thema Risikokapital viel Bedeutung beigemessen und man arbeite an vielen wichtigen Initiativen. Hierfür gab es Anerkennung und unisono die Bereitschaft der Experten einen Beitrag zur Umsetzung zu leisten – sofern gewünscht.
Uneinigkeit bestand leider in Bezug auf Anreize für institutionelle Investoren (etwa Versicherungen und Pensionskassen), sowie für die Öffnung der Asset-Klasse für Kleinanleger. Den Vergleich mit dem Alt-FG lies man nur bedingt gelten. Hierfür gab es scharfe Kritik aus dem Publikum. In Österreich ist es aktuell weiterhin nicht vorstellbar von der „Vollkasko Mentalität“ – trotz gegebener Schizophrenie – abzuweichen.
Im „Retail Geschäft“ müsse man den Kunden vor Hedge-Fonds und Private Equity schützen und auch Penionskassen (Anmerkung: Die von Profis verwaltet werden!) sollten in der Assetklasse nicht investieren. Was die Anleger direkt in Internetportalen verzocken – ist egal. Der Verweis auf das (vermeintlich) hohe Risiko der Veranlagungsklasse schreibt gerade in Zeiten mit Renditen die kleiner als die Inflation sind im Bereich der Staatsanleihen (Anm.: das bedeutet das man strukturell Real-Verluste einkauft!!!) Profis große Fragezeichen auf die Stirn.
Kapitalmärkte sind in Bewegung und Risiken verändern sich in Asset-Klassen in unterschiedlichen Marktphasen, wie wir spätestens seit der Publikation der Adaptive Market Hypothesis wissen. Die Bedeutung von Private Equity stieg in der Kreditklemme bzw. Bankenkrise massiv an – man kann hier durchaus von einem Asset-Shift sprechen, wenn man sich die ansteigenden Assets under Management der Private Equity und Venture Industrie der letzten Jahre ansieht. Eigenkapital ersetzte plötzlich nicht vorhandenes Fremdkapital. Buy-Out Fonds kauften Firmen die durch die Krise in Schieflage gerieten und retteten damit zig tausende Jobs. Eigenkapital ist aber nicht nur in Zeiten wie diesen attraktiv – das Risiko Ertragsverhältnis stimmt in der Assetklasse und bei breiter Streuung (etwa über 20+ Fonds) sind Totalausfälle durchaus auf sehr geringe Risiken reduzierbar. Die Risikoeinstufung der Assetklasse bzw. die Allokationsvorgabe des Gesetzgebers für Pensionskassen ist jedoch starr – aber Gesetze kann man zum Glück ändern, die Zeit bleibt ja schließlich auch nicht stehen.
Die Volkwirtschaftliche Bedeutung von Private Equity wird übersehen
Applaus gab es für den Hinweis auf die volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity. Insbesondere im Buy-Out Segment oder etwa bei Generationen wechseln, beobachten wir seit Jahren einen Ausverkauf österreichischer (High-Tech) Unternehmen an ausländische Investoren bzw. Konzerne. Wenn man kein nationales Angebot schafft, dort unsere Volkswirtschaft – deren BIP von KMUs abhängt – ihren Motor zu verlieren und in Sachen Lebensqualität auf kurz oder lang stark abzubauen. Es geht uns sehr gut, keine Frage – aber genau deshalb können wir auch sehr tief fallen!
Die bereits scheinbar gut vorangekommene Öffnung des sog. „Dritte Marktes“ an der Wiener Börse für Mittelstandsunternehmen wurde von allen Teilnehmern sehr positiv aufgenommen. Internationale Bespiele zeigen wie wichtige diese Wachstums Segmente sind, wie ich bereits in vergangen Beiträgen bezugnehmend erläutert habe. Wer A sagt muss aber auch B sagen. In einem funktionierenden Kapitalmarkt in allen Ebenen starke Strukturen – der Markt ist eng verwoben und man muss ihn stets als gesamtes betrachten. Ein gesunder Venture Capital und Private Equity Markt würde etwa vielen Firmen überhaupt erst helfen zu dieser Börsenreife heranzuwachsen.