Heute erleben wir einen rasanten Anstieg der Popularität von Family-Offices als Alternative zu Venture Capital Fonds. Startups schätzen die finanzielle Kraft, den langen Atem und den meist unternehmerischen Hintergrund dieser Investoren. Es entsteht eine neue Generation von Unternehmern, die von ihren Investoren weit mehr als nur Investitionskapital erwarten.

Startups werden selbstbewusster, sie befragen Investoren genauso wie Investoren sie befragen und das ist gut so. Die Geschäftsbeziehung zwischen Investoren und Startups ist eine intensive und weichere Faktoren wie gemeinsame Werte, abgestimmte Visionen und Transparenz sind dabei von hoher Bedeutung. Die Chemie muss stimmen.

Family Offices waren in der Vergangenheit sehr diskret, kaum in der Öffentlichkeit, hatten aber immer schon den Anspruch bestmöglich zu veranlagen. Will man aber in die nächste Generation von Unternehmern – Startups – investieren. dann muss man auf verschiedenen Ebenen sein Spiel verbessern. Ich habe drei Tipps zusammengefasst, die sowohl für Family Offices als auch für Business Angels gleichermaßen ein Wegweiser für bessere Startup Deals sein können.

Klar positionieren

Wenn Startups an Venture Capital denken ist es wichtig, dass ihr Name unter den ersten ist an die sie denken. Family Office braucht dazu eine klare Positionierung innerhalb der Branche, als Gestalter, unternehmerischer Investor mit klarem „sweet spot“ den sie suchen. Je klarer sie ihre Strategie und ihr Profil positionieren, umso einfacher machen sie es den richtigen Unternehmen auf sie zu zugehen.

Family Offices haben klare Vorteile gegenüber „klassischen“ Venture Capital Fonds, die sie nur ausspielen müssen. Während Venture Fonds in der Regel ihr Geld schnell investieren und nach wenigen Jahren intensiver Wertsteigerung wieder vollständig de-investieren müssen, haben Family Offices in der Regel einen deutlich längeren Atem. Darüber hinaus verfolgen sie häufig mit ihren Investments einen höheren Zweck (nicht unbedingt „Philantropisch“), sie denken aber meist an mehr als nur Gewinn. Positionieren sie ihre Vision, ihr höheres Ziel und kommunizieren sie warum sie die nächste Generation von Unternehmern unterstützen wollen. Erzählen sie von ihren Erfolgen, der Kontinuität und der Zielstrebigkeit mit der sie (ev. bereits seit mehreren Generationen) gewohnt sind zu arbeiten.

Es liegt viel Kraft darin zu wissen, was man nicht ist. Es kann oft sehr schwierig sein, zu definieren wer man ist oder wofür man steht – mir fällt dies regelmäßig leichter bei Klienten als bei mir selbst. In der Regel ist es viel einfacher zu wissen, was man nicht ist oder wohin man nicht gehen will. Beginnen Sie mit dem und arbeiten Sie langsam daran, eine Positionierung zu definieren, die für Sie und Ihre Familie am attraktivsten erscheint.

Bauen Sie Ihre Pipeline laufend auf

Der Aufbau einer guten Investment-Pipeline ist das wichtigste. Es kann Jahre dauern, bis das ein oder andere Target herangereift ist. Es sagt sich leicht, aber man muss in der Tat Ruhe bewahren, beobachten, Kontakt halten und regelmäßig hinterfragen ob die Zeit reif ist. Die Aufgabe ist keine leichte. Einerseits wollen sie die am besten Startups identifizieren und anziehen, andererseits wollen sie aber auch nicht zu früh oder zu spät investieren.

Es wichtig, möglichst viele Angebote zu überprüfen, um Ihnen eine Perspektive zu geben, welches Startup für Ihr Unternehmen am attraktivsten ist und warum. Je mehr Daten sie sammeln, je tiefer sie den Markt verstehen, umso klarer werden sie Zusammenhänge erkennen und auch ein Gefühl für das richtige Timing entwickeln.

Für qualitativ Hochwertigen Deal-Flow ist es ratsam, über den Tellerrand zu schauen. Sie sollten sich nicht zu sehr auf ein regionales Ökosystem versteifen, Universitäten und Investoren Netzwerke (wie z.B. European Super Angels Club) nutzen um zusätzliche Kanäle zu öffnen und auch Sparringspartner zu finden. Diese Netzwerke helfen nicht nur im Aufbau einer Investitionspipeline, sondern auch beim Entwickeln der Unternehmen und allfälligen Folgefinanzierungsrunden.

Um viele Deals in ihre Pipeline zu bekommen können sie sich sog. „Growth Hacking“-Techniken bedienen. Sie würden E-Mails oder LinkedIN Anfragen mit kaltem Kontakt und automatisierten Lead-Pflegeprozessen nutzen. Der Nachteil dieses Ansatzes ist das sie so zwar viel Dealflow erhalten, was als Kennzahl für einen unerfahrenen Investor wichtig erscheinen mag. Was aber eigentlich zählt ist das sie im Jahr die Menge an guten Deals finden die sie suchen und diese sind selten – besser versteckt als die sprichwörtliche „Nadel im Heufhaufen“. Frank Thelen investiert nur rund 2 Mal pro Jahr, sagen Mitarbeiter bei seinem Fonds Freigeist. Der European Super Angels Club investiert in der Regel 3 bis 5 Mal (max. 10 Mal) pro Jahr – alleine diese Zahlen zeigen, wie wählerisch Investoren mit dem Anspruch „hands-on“ zu sein wirklich sind.

Netzwerke Aufbauen und aktiv Leben

Wenn Sie einen aktiven Management Ansatz bevorzugen, sollten sie aktiv persönliche Netzwerke innerhalb ihrer Investment-Branchen aufbauen. Besuchen sie Konferenzen und Veranstaltungen, sprechen sie mit Investoren, Startups, Beratern und halten sie laufend die Augen offen für vielversprechende Start-ups. Lernen sie die Stars von morgen früh kennen, gerade wenn sie noch in den Kinderschuhen stecken und offen sind für Kontakte. Beobachten sie ihren Fortschritt über die Zeit, engagieren sie sich ohne Hintergedanken als Mentor. Mit zunehmendem Wachstum werden so die besten Direktinvestitionen entstehen. Dieser Ansatz braucht viel Zeit.

Wir haben unsere Netzwerke in 10 Jahren aktiver Arbeit aufgebaut. Als wir begonnen haben, war das Thema „Startup“ selbst noch in den Kinderschuhen in Europa. Ökosysteme oder Hubs gab es in dieser Form nicht – unser Vorteil war jedoch das wir mitwachsen durften.

Alternativ empfehlen wir auch gerne Venture Fonds Anteile (mehrere Fonds) zu erwerben, um auf diesem Weg einen schnelleren Zugang zum Ökosystem und guten Co-Investments zu finden. Dieser Ansatz bietet raum zu lernen, wenn sie sich aktiv einbringen und die Fonds auch nach diesem Anspruch auf Mitarbeit aussuchen. Bei Interesse gebe ich „qualifizierten Investoren“ gerne unverbindliche Tipps, welche Fonds aktuell im Fundraising sind >> EINFACH KONTAKTIEREN.

Reputation Management

Um mit Banken, Private-Equity-Fonds und anderen Family Offices im Wettbewerb um den besten Dealflow zu bestehen, muss Ihr Family Office sicherstellen, dass es seine Reputation aktiv aufbaut und gut verwaltet. Die regelmäßige Teilnahme an den richtigen Meetings und Veranstaltungen, die gezielte Kommunikation von nützlichen Inhalten und natürlich Schützlinge die positiv von ihren Erfahrungen erzählen sind in diesem Fall ihre besten Waffen.

Wenn die Geschichte, die die unternehmerischen Wurzeln, Erfahrungen, Werte, Visionen und die Mission Ihrer Familie umgibt, gut kommuniziert wird, kann sie eine tiefgreifende Wirkung haben. Gründer suchen nach Unternehmern – sie vertrauen keinen Beratern, die ihr Wissen aus Büchern haben.

Angesichts der sich verändernden Welt müssen sich auch Family Offices, einmal mehr, neu erfinden. Eine klare Positionierung, aktive Kommunikation nach außen (bisher undenkbar für viele Marktteilnehmer) und eine gepflegte Reputation sind der Schlüssel um die begehrteste Wahl unter den Kapital suchenden Stars von morgen zu sein. Der technologische Wandel schlägt erbarmungslos um sich und fordert uns alle umzudenken, er bietet aber auch eine Chance Werte für nächste Generationen zu sichern und bei gutem Wind auch zu erhöhen.